mit der Trauer leben lernen
Trauer hat es schwer in einer Gesellschaft, in der Aktivsein und Leistung zählen, in der geplant und erledigt wird.
Trauer bedeutet schwach sein, ohnmächtig sein.
Trauer lässt sich nicht erledigen. Es gibt kein Kursprogramm, mit dem man die Trauer hinter sich bringen kann.
Trauer kann man nicht "vergessen" - durch Ablenkung, durch Arbeit, durch Reisen.
Viele versuchen es und müssen hinterher feststellen, dass sie noch ganz am Anfang ihres Trauerweges stehen. Auch die Zeit "heilt" nicht. Trauer kann
warten, um irgendwann viel heftiger auszubrechen.
Trauer kann man auch nicht loswerden durch Medikamente. Denn Trauer ist keine Krankheit, die man behandeln kann. Nur wenn man dem Menschen die Trauer verweigert, wird er krank...
Wenn ein Mensch stirbt, den wir sehr lieben und der eine große Bedeutung für unser eigenes Leben hatte, erleben wir eine schwere seelische Verletzung, eine Erschütterung, die bis in die innersten Winkel unserer Person geht und sich auf unsere ganze Existenz auswirkt.
So wird verständlich, dass Trauer alle Bereiche unseres Menschseins erfaßt und körperliche wie seelisch-geistige Reaktionen auslösen kann:
Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Herzbeschwerden, Ess- und Verdauungsprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, Halluzinationen u.v.a......
Deshalb gibt es keinen Weg an der Trauer vorbei - es gibt nur einen Weg durch sie hindurch:
Wir brauchen die Trauer, um körperlich, seelisch und auch sozial ein neues Gleichgewicht zu finden.
Lernen mit der Trauer zu leben...
Das heißt: die Trauer annehmen, sich auf sie einlassen, das ganze Chaos widerstreitender Gefühle zulassen: Wut und Aggression, Sehnsucht, Angst, Verzweiflung .... durchleben,
immer wieder zurückschauen auf das, was war, sich erinnern an den Verstorbenen und von ihm sprechen.
Nur aus den Erinnerungen heraus können sich neue Wege öffnen.